Kino im Kunstmuseum25.10.2002
Offener Brief betreffend Kino im Kunstmuseum Bern
An Herrn Prof. Dr. Christoph Schäublin
Präsident der Museumskommission
An Herrn Dr. Matthias Frehner
Direktor des Kunstmuseums Bern
An die Mitglieder der Museumskommission
Bern, den 26. Oktober 2002
Sehr geehrter Herr Prof. Schäublin,
Sehr geehrter Herr Dr. Frehner,
Sehr geehrte Damen und Herren der Museumskommission,
Mit grosser Besorgnis haben wir den Entscheid der Museumskommission zum strukturellen Abbau am Kunstmuseum Bern zur Kenntnis genommen. Zweifelsohne haben wir Verständnis für die schwierige finanzielle Situation, in der sich das Kunstmuseum Bern befindet. Ihr Entscheid aber ist nicht zukunftsweisend. Denn die vorgesehenen Massnahmen setzen ein kulturpolitisch bedenkliches Zeichen, das in finanzpolitisch schwierigen Zeiten das Weiterbestehen anderer Kulturinstitutionen gefährden könnte, die die im Ausland viel gelobte und damit vorbildliche Vielfalt der Kulturarbeit in der Schweiz erst ermöglichen.
Als schweizerischer Dachverband der kulturellen FilmveranstalterInnen (Filmklubs, nicht-gewinnorientierte Kinos u.a.) protestieren wir insbesondere gegen die von Ihnen beschlossene Redimensionierung des Kinos im Kunstmuseum, die einer Zerschlagung dieses in der Schweiz wie im Ausland für sein Programm anerkannten Kinos gleichkommt.
In den letzten rund zwanzig Jahren hat der Programmverantwortliche des Kinos im Kunstmuseum, Thomas Pfister, aufgrund seiner Qualifikation und seiner guten Kontakte eine vorbildliche Programmarbeit geleistet. Sicher - und zum Glück - gibt es in der Stadt Bern neben den privatwirtschaftlichen Kinos weitere Kinoveranstalter, die dazu beitragen, dass die Einwohner und Einwohnerinnen der Region Bern die Vielfalt des aktuellen Filmschaffens und der Filmgeschichte entdecken können. Da jedes dieser "Off-Kinos" ein eigenständiges und anderes Profil hat, wird die von Ihnen beschlossene Massnahme eine schmerzliche filmkulturelle Lücke hinterlassen. Zunichte gemacht werden damit auch Perspektiven für ein städtisches Kino, ohne dass Ihr Entscheid die angelaufenen Verhandlungen zu berücksichtigen scheint.
Die Reduktion des Kinos im Kunstmuseum auf "von Künstlern geschaffene Filme und Videos sowie auf Darbietungen über Künstler und Themen der Kunst" kommt einem Armutszeugnis gleich. Vielmehr müsste das Kunstmuseum Bern stolz sein auf sein Kino, das in gesamtschweizerisch einzigartiger Art und Weise bildende Kunst, Film und audiovisuelle Werke in einen Dialog und damit einander näher bringt.
Wir bitte Sie, Ihren Entscheid nochmals zu überdenken und in Zusammenarbeit mit Stadt und Kanton Bern eine zukunftsweisende, kulturpolitisch nachhaltige Lösung zu finden. Insbesondere sind wir überzeugt, dass ein Weiterbestehen des Kinos im Kunstmuseum in der bisherigen Form möglich ist. Schliesslich geht es hier um eine Institution, die von öffentlichem Interesse ist.
Wir bitten Sie um Kenntnisnahme und gehen davon aus, dass Sie als Kulturinstitution kreative Lösungen finden werden.
Mit freundlichem Gruss
Robert Richter
Geschäftsführer Cinélibre
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