Auszug aus der Medienmitteilung der Stadt Biel:
Ehrung für kulturelle Verdienste 2005
Auf Antrag der Kulturkommission vergibt der Gemeinderat zwei Ehrungen für kulturelle Verdienste. Diese gehen an:
die Filmgilde Biel und das Filmpodium.
Die Filmgilde Biel:
Die Filmgilde Biel, welche die langen Wintermonate (Oktober bis März) jede Woche mit ihrem Programm bereichert, ist im Laufe der Jahre zu einem festen Bestandteil der Bieler Kulturszene geworden. In einer warmherzigen, offenen und entspannten Atmosphäre trifft sich ein breites Publikum, das von Schülern im Alter von sechzehn bis zwanzig Jahren bis zur älteren Generation reicht. Mit von der Partie sind Frauen und Männer, Neumitglieder und Kinofans, die der Gilde seit über fünfzig Jahren treu sind, Filmliebhaber und Leute, die Neuland betreten, Deutschschweizer und Romands. Bei jeder der achtzehn Aufführungen ist der Kinosaal fast bis auf den letzten Platz gefüllt.
Mit René Clairs Film Sous les toits de Paris nahm die Geschichte der Filmgilde Biel am 2. Mai 1949 ihren Anfang. Im Oktober 2005 beginnt nun im Kino Apollo die 57. Saison. Auf dem Programm stehen sowohl aktuelle Streifen als auch Klassiker wie L. Bunuels Journal d’une femme de chambre (Tagebuch einer Kammerzofe) oder J. Loseys The Servant. Auf ein solch langjähriges Schaffen darf man mit Recht stolz sein. Trotz heftiger Krisen – so zu Beginn der Achtzigerjahre – kam die Gilde nie von ihrem Kurs ab.
Die Wahl der gezeigten Streifen – seien dies nun Autoren-, historische oder „lokale" Filme - das Streben nach Zweisprachigkeit sowie die Nähe zu Schulen und Gymnasien der Stadt Biel machen diesen „Kinoclub" der besonderen Art zu einem der ältesten, die in unserem Land noch aktiv sind.
Auch wenn es heute viel schwieriger ist als vor 56 Jahren, nicht der Kommerzialisierung des Kinos zu erliegen, geht die Gilde weit über Unterhaltung im Stile Hollywoods hinaus. Vielmehr zeigt sie Filme, die sich von den amerikanischen Massenproduktionen abheben. Dabei möchte sie Raum für Entdeckungen bieten, ohne sich auf experimentelle oder Kunstfilme zu beschränken, die nur für eine kleine Elite gedacht sind. Die Gilde möchte den Zuschauern zudem gewisse Klassiker näher bringen. Sie betrachtet es als ihre Aufgabe, die Filmgeschichte in der Erinnerung lebendig zu erhalten und verfolgt damit eines ihrer ursprünglichen Ziele. Im Zentrum steht zudem die Aufführung von Filmen, die sowohl intellektuell als auch emotional aufrütteln, zum Gespräch anregen und eine – allenfalls widersprüchliche und heftige – Diskussion in Gang bringen.
Seit langem wird die Gilde, die keinerlei Subventionen bezieht, sondern durch Mitgliederbeiträge finanziert wird, von Herrn Vital Epelbaum in verschiedener Weise und seit langem tatkräftig unterstützt. Die neun Vorstandsmitglieder erledigen unentgeltlich sämtliche Arbeiten, die im Laufe einer 18 Filme umfassenden Saison anfallen. Dazu gehört das Abhalten von Programmsitzungen, die Beschaffung von Filmen und Kritiken, die Teilnahme an den verschiedensten Festivals, das Zusammentragen von Filmdaten, die Herausgabe von Broschüren in Zusammenarbeit mit der Druckerei, die Gestaltung der Website, die Verwaltung der Adressenliste der Mitglieder sowie die Erledigung der Buchhaltung.
Der Vorstand umfasst neun Personen aus der Deutsch- und der Französischschweiz. Seine Programmgestaltung beruht auf der Idee, dass ein Film ein Kunstwerk ist und gleichzeitig einen Blick hinter die gesellschaftlichen Kulissen ermöglicht, durch Emotionen und künstlerische Aspekte bewegen und Schlüsselelemente zum Verständnis unserer Gesellschaft liefern kann.
Das Filmpodium:
Der 1986 gegründete Verband möchte der Bevölkerung ein Qualitätskino näher bringen, dem in der kommerziellen Filmwelt zu wenig Beachtung geschenkt wird. Die ersten Filmdarbietungen fanden im Kino Apollo und dem Théâtre de Poche statt, bevor sie an den jetzigen Aufführungsort hinter dem Centre PasquArt verlegt wurden. Das Filmpodium, das Cinélibre, einem Verband nicht-gewinnorientierter Kinos angehört, geniesst in Expertenkreisen einen sehr guten Ruf.
Im Rahmen von Zyklen zu verschiedenen Themen und Autoren oder jährlichen Festivals wie dem Filmar en América Latina werden jeweils von Freitag bis Montag vier bis sechs Filme gezeigt. Häufig berichten Schauspieler oder Regisseure von ihren Erfahrungen. Zu den geladenen Gästen gehörten in den beiden letzten Jahren unter anderem Bruno Ganz, Fernando Pérez, Alvaro Bizzari und Jacqueline Veuve. Lokale Filmemacher haben hier eine Bühne, auf der sie ihre Vorpremieren vorstellen können. Dazu kommen Vorführungen, die in Zusammenarbeit mit anderen Bieler Kulturvereinigungen im Rahmen von Ausstellungen oder Konzerten gezeigt werden.
Im Laufe der Jahre ist die Zahl der Zuschauer und Mitglieder ständig gestiegen. Trotzdem blickt der Verband auch in die Zukunft. Zweimal jährlich werden im Rahmen von „Schule und Kino" alle Schüler der 7. bis 9. Klassen der Stadt Biel in die Welt des Kinos eingeführt. Dieses Projekt wird gemeinsam mit dem Kulturkomitee geleitet.
Alle Aufgaben werden von einem Team übernommen, das die Liebe zum Kino und zu einem Ort teilt, der für eine Stadt der Grössenordnung Biels wohl einzigartig ist. Seit gut zwanzig Jahren widmen nicht weniger als 25 Personen, darunter Vorstand und Sekretariat, Filmoperateure, Kassiere und das Barteam, ihre Freizeit der Filmkunst.
Die Verleihung des Kulturpreises der Stadt Biel und die Ehrungen für kulturelle Verdienste sind auf Sonntag, den 4. Dezember 2005, um 11.00 Uhr angesetzt. Der Ort der Preisübergabe muss noch festgelegt werden. Die Preisverleihung ist öffentlich: jede und jeder ist willkommen.
Stadt Biel