Verband Schweizer Filmklubs und nicht-gewinnorientierter Kinos
Association suisse des ciné-clubs et des cinémas à but non lucratif
Associazione svizzera dei circoli del cinema e dei cinema senza scopo di lucro
Swiss Association of Film Societies and Non Profit Cinemas

PER SONG

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PER SONG (DONGWU YUAN)

von Shuchang Xie, Deutschland / China. Altersfreigabe Schweiz: ab 14 Jahren (in Begleitung einer erziehungsberechtigten Person ab 12 Jahren). Flyer

37 Millionen Menschen leben im chinesischen Chongqing, wo Jangtsekiang und Jialing zusammenfliessen: einer der grössten Ballungsräume der Welt. Unter diesen Millionen leben die Nachtwanderer und Clubgänger Faultier, Kleinspitz, Yoyo, Dabo, Shark, Shrek und Stier. Die sieben Jugendlichen machen sich bereit für eine weitere Nacht in ihrer Stadt. Sie schminken sich, hören westliche und östliche Popmusik, rauchen, trinken, essen. Und sie reden über Liebe und Romantik, Drogen und HIV, Dämonen der Vergangenheit und Zukunftshoffnungen. Sie treiben durch die nächtliche Stadt wie im Strudel der beiden Ströme.
PER SONG versinnbildlicht in schillernden Bildern den rasanten Wandel in der urbanen Gesellschaft Chinas.

In ausgeklügeltem Schwarzweiss und mit einer Abfolge von Begegnungen und Gesprächen reiht sich PER SONG in das Erbe der Nouvelle Vague ein und erinnert an das Kino von Hou Hsiao-Hsien. In einem ständigen Dialog mit der Stadt sind die Menschen isoliert, in geschlossenen Räumen, hinter den Fenstern der Autos oder der Wohnungen. Aus der Ferne beobachtet der Film den faszinierenden Horizont einer modernen Megacity, die aus dem Nichts entstanden ist, und lässt die Stadt zu einer Projektionsfläche für nicht erfüllbare Sehnsüchte werden. Das Bild zeichnet eine räumliche Dynamik der Einsamkeit und bietet einen melancholischen Blick auf das Erwachsenwerden und das Verlangen nach Liebe.
Mourad Moussa, Visions du Réel, April 2016


Trailerlink: https://www.youtube.com/watch?v=udC2rLW9heo

PER SONG, der erste Film in Kinolänge des chinesischen Künstlers Shuchang Xie, mag bei einem westlichen Zuschauer Erinnerungen an Ed van der Elskens legendäres Fotobuch „Die Liebe in St.Germain des Près“ auslösen. Der holländische Fotograf hatte mit seiner engagierten Studie einer jugendlichen Bohême, verloren im Paris der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, deren Sehnsucht nach Liebe und einem Platz in einer zweifelhaften Welt eingefangen. 60 Jahre später konfrontiert uns Shuchang Xue mit einer ähnlichen Situation, wenngleich unter den gänzlich veränderten Lebensbedingungen in den neuen chinesischen Megacities, die ihre Existenz einem ökonomisch gesellschaftlichen Turboschub von kaum drei Jahrzehnten verdanken, einem Sturmwind, der alles, was bis dahin soziale und kulturelle Gültigkeit hatte, hinwegzufegen unternimmt.
Filmisches oder fotografisches Schwarz/Weiß kann vielen Emotionen eine eigentümliche Farbe verleihen. Hier ist es die Nacht, die selbst im grellen Licht von Innenräumen dem Begehren, gefangen zwischen Melancholie und Verzweiflung, aber auch getragen von Hoffnung und Zartheit, ein spezifisches Timbre verleiht. Bewunderungswürdig, wie der Autor in knapp zwei Dutzend Einstellungen das Drama der Liebe behutsam zur Sprache bringt, sei es nun heterosexueller oder homosexueller Natur. Shuchang Xie hat es seinen Protagonisten überlassen, wie sie ihre Situation beschreiben oder ihre Geschichte erzählen. Jedoch handelt es sich nicht um distanziert nüchterne Dokumentationen. Seine phantasievolle Kamera findet immer wieder verblüffende Verschränkungen zwischen erzählerisch Performativem und Visuellem, bis hin zur Geschichte eines HIV-Infizierten, berichtet aus dem Off während einer nächtlichen Autofahrt, begleitet vom Rhythmus erregt vorbeiziehender, nächtlicher Baumsilhouetten, bevor nur noch im Nachtschwarz ein tanzender Vollmond diese skandiert.
So ist ein poetisches Portrait der Sehnsucht nach Liebe im heutigen China entstanden, eingetaucht in die Lebensbedingungen der neuen Megalopolen, frei von jeglichem moralischen Verrat oder irgendeiner distanzierenden Schuldsuche - eine berührende Schilderung eines beeindruckenden Lebens- und Überlebenswillens, zu dem eine erstaunliche Fähigkeit, in den Ton zugleich eine hörbare Stille zu mischen, das ihre beiträgt.

Ursula Panhans-Bühler, Kunsthistoriker in Hamburg

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Regie & Drehbuch & Kamera / réalisation & scénario & caméra: Shuchang Xie, Deutschland/China 2015, 73 Min. Verleih Schweiz / distribution suisse: Cinélibre, Bern. www.cinelibre.ch. SUISA: 1011.737. DCP / Full HD BluRay, chinesisch gesprochen mit deutschen Untertiteln. Altersfreigabe Schweiz: ab 14 Jahren (in Begleitung einer erziehungsberechtigten Person ab 12 Jahren).

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Kooperationspartner von Cinélibre:

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