Verband Schweizer Filmklubs und nicht-gewinnorientierter Kinos
Association suisse des ciné-clubs et des cinémas à but non lucratif
Associazione svizzera dei circoli del cinema e dei cinema senza scopo di lucro
Swiss Association of Film Societies and Non Profit Cinemas

«Dreaming by Numbers»

Im Verleih (ganze Schweiz und Liechtenstein) bei Cinélibre:

Dreaming by Numbers

Regie: Anna Bucchetti
Kamera: Stefano Bertacchini
Ton: Bouwe Mulder
Musik: Lucio Caliendo
Produktion: Armadillo Film
Niederlande / Italien 2005, 75 Min., Beta SP oder DVD, Original italienisch mit deutschen Untertiteln
Suisa-Nummer: 1006.299


Dreaming by Numbers Dreaming by Numbers


In Neapel ist Lotto ein von viel Aberglauben umranktes Zahlenspiel. Glaubt man der «Smorfia» (ein von der Kabbala inspiriertes Regelwerk), hat jede Zahl eine ganz bestimmte Bedeutung. Am Schalter eines Lottobüros erzählen Kunden Begebenheiten und Träume, nach denen die Zahlen gesetzt werden. So hoffen sie, den Lauf ihres Lebens zu ändern und das Glück auf ihre Seite zu zwingen. Vor und hinter dem Schalter beobachtet die Kamera diesen eigenartigen Handel, bei dem die Geschichten der Spieler interpretiert und von den Lotteriedamen, die für alles und jeden in der «Smorfia» die richtige Zahl finden, in Lottoscheine umgewandelt werden.
Dieser Schauplatz, nicht unähnlich einer Beratungspraxis mit Schnellabfertigung, ist der Ausgangspunkt des Films Dreaming by Numbers von Anna Bucchetti. Um dem numerologischen Volksglauben auf den Grund zu gehen, trifft die Cineastin fünf Spieler und einen Historiker. Stückweise hören wir ihre Lebensgeschichten. Die sorgfältige, mit Parallelen und Gegenüberstellungen arbeitende Montage verbindet sie zu einem dichten Gewebe von tragikomischen Porträts. Wie die bewegenden Aussagen einer Witwe, welche die Todesdaten ihrer Kinder spielt. Oder die witzige Szene mit einem Transsexuellen, der bei sich zuhause Bingos der besonderen Art veranstaltet: vor seinen spiel- und streitsüchtigen Nachbarinnen gibt er zu jeder Zahl, die er zieht, einen schlüpfrigen Kommentar ab. Ein parodistischer Kontrapunkt zur offiziellen Lottoziehung, bei der eine alte Frau in prophetischem Ton die (un)heimliche Bedeutung der Zahlen in den Saal ruft.
Quelle: Katalog Visions du Réel 2006

Die Besessenheit der redseligen Klientel für die ‚richtigen Zahlen’ dient Bucchetti dazu, ein lebendiges Porträt des Lebens in einem kleinen Viertel einer großen Stadt zu zeichnen, und ihr Sinn für das Detail enthüllt ein Neapel, in dem das Leben schwer fällt, das gleichzeitig grausam und trostspendend sein kann... exquisit fotografiert...eye candy!“
camera.co.uk

Was auf den ersten Blick wie Aberglauben erscheinen mag, hat auch viel mit der Situation der einfachen Leute zu tun: Die Macht der Zahlen ist eine Selbstversicherung gegen die Welt, ein Versuch, das eigene Schicksal zu interpretieren und Gesetzmäßigkeiten in einem Leben zu entdecken, das die meisten als nicht gerade günstig empfinden. Und zugleich leben in den Zahlen auch die Erinnerungen an glücklichere Tage weiter: Die Geburts- oder Todestage naher Verwandter und Freunde sorgen dafür, dass sich die Menschen ihnen nahe fühlen, auch wenn sie noch nie mit den zahlen etwas gewonnen haben.
In stimmigen Schwarz-Weiß-Bildern hat die Regisseurin Anna Bucchetti ein Stück Alltagsleben Neapels festgehalten, das nur auf den ersten Blick befremdlich wirkt. Sehr bald schon merkt der Zuschauer allerdings, dass die normalen Kriterien von Aberglauben nicht greifen. Die kleine Welt in der „ricevitoria“ ist ein Ort der Begegnung, an dem Schicksale, Träume und Hoffnungen, aber auch Schmerz und Erinnerungen zusammenkommen, in der Hoffnung auf ein besseres Leben.
Joachim Kurz, kino-zeit.de

Für Terminreservationen bitte die Geschäftsstelle von Cinélibre | cinelibre@gmx.ch kontaktieren.


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